Inge Pape in TPS Theorie und Praxis der Sozialpädagogik 1/2004
Niemand wird widersprechen, wenn behauptet wird, dass Kommunikationsfähigkeit eine der basalsten Kompetenzen von Erzieherinnen ist, und dass keine wirklich in diesem Beruf glücklich, zufrieden und erfolgreich sein kann, die nicht gern mit anderen Menschen spricht, ihnen zuhört, Gedanken austauscht, Pläne schmiedet, Beziehungen pflegt usw. usw. Dennoch gibt es viele Fachkräfte, denen die Anforderung, erwachsene Menschen zu moderieren, sie zu überzeugen, mit ihnen Argumente auszutauschen, eigene Ideen zu präsentieren oder sich in einer bedeutenden Sache durchsetzen zu müssen, zunächst einmal Angst einjagt.
Erzieherinnen haben den Beruf oft um der Kinder willen gewählt und stellen in den ersten Berufsjahren manchmal erstaunt fest, wieviele Erwachsene an diesen Kindern "dranhängen". Eltern, Träger, Jugendamt, Mitarbeiterinnenteam, Hierarchien in der Kirchengemeinde und viele andere Orte stellen einen hohen Anspruch an die Selbstrepräsentanz der Berufsanfängerin. Neue Rollenerwartungen kommen aber auch auf die berufserfahrene Kollegin zu, vor allem dann, wenn sie in die Leitungsrolle einsteigt.
Zwar kann man Ängste und Unsicherheiten nicht "weglesen", aber das Buch von Sabine Falk bietet eine ganze Menge Ermutigung an, neue (Kommunikations-)Risiken einzugehen und sich die notwendige Standfestigkeit zu erwerben, vorausgesetzt man bringt die innere Haltung mit, dass Kommunikation in erster Linie Beziehungsarbeit ist, die auf gegenseitiger Akzeptanz und Menschlichkeit gründet.
Sich selbst und andere achten
In dem lesenswerten Reader kann eine Erzieherin sich fit machen, indem sie die eigenen Einstellungen und Haltungen überprüft und über sich selbst nachdenkt. Dies unterscheidet das Buch wohltuend von anderen Rhetorik-Kursen, die in einem gut ausgestatteten Methodenkoffer das Heil an sich sehen. Sabine Falk hat Respekt vor den Eigenheiten der Leserin, vor ihrem ganz persönlichen Kommunikationsstil, sie verhilft ihr zum besseren Verständnis ihrer selbst. Und sie entfaltet das Nachdenken über die möglichen GesprächspartnerInnen, über ihre Erwartungen, ihre Gefühle, die Lebenssituation, in der sie stehen, das Anliegen, das sie vertreten wollen.
Die Wertschätzung des jeweiligen Gegenübers ist der Nährboden, auf dem die Tipps der Autorin über die Ausgestaltung verschiedenster Gesprächssituationen gut gedeihen können. Sie macht Mut, auf die eigene Ausstrahlung zu vertrauen, verbunden mit guten Hinweisen, wie man Selbstwirksamkeit verstärken kann, ohne dass man die anderen platt macht.
Sabine Falk stärkt Erzieherinnen auch in bestehenden Konfliktsituationen. Sie ermuntert sie, nicht alles persönlich zu nehmen, sich nicht selbst zu entwerten, sich nicht sofort zu rechtfertigen und nicht Souveränität mit Fehlerfreiheit zu verwechseln.
"Überzeugend sein" ist wirklich ein überzeugendes Buch für alle, die ihr Herzklopfen vor großen und kleinen Auftritten in Zukunft für normal halten wollen und sich trotzdem immer wieder prickelnden, aufregend neuen kommunikativen Herausforderungen stellen.